
Piemont macht Freude
Gerade richtig für die kommenden Wintertage: Die Piemont-Jahrgänge 2015 & 2016 bringen elegant-kraftvolle Weine mit Lagerpotenzial, aber auch für den sofortigen Genuss.
Text & Verkostung von Willi Balanjuk
Der etwas wärmere Jahrgang 2015 präsentiert sich mit saftiger, reifer wirkender Frucht und harmonischer Textur; Nebbiolo verfügt dazu über viel Gerbstoff im Finish. Der 2015er verkostet sich sehr reif und feinkörnig. Die Weine wirken daher barocker und wärmer. Im Vergleich dazu verkostet sich der 2016er „klassischer“, seine Duftigkeit ist etwas präziser. Am Gaumen präsentieren sich die Weine straffer und noch engmaschiger als die 2015er. Die Serie der „6er“-Jahrgänge – 1996, 2006 und jetzt 2016 – sind jene Winzer-Jahrgänge und Lagenweine, die ihren Charakter in der Jugend nur andeuten. Die hohe Reife der 2015er stellt den Jahrgangscharakter in den Vordergrund. Die Herkunft und damit verbundene Stilistik sowie die Fragestellung „Modernist versus Tradizionalist“ spielt beim 2015er eine geringere Rolle. Er überzeugt durch hohe Homogenität innerhalb der wichtigsten Gemeinden.
Die tiefer gelegenen Weingärten der Gemeinde Barolo (200 bis 250 m Seehöhe) überzeugen mit ihren ausgewogenen, elegant-fruchtigen Weinen, die kalkhaltigeren Lagen in Monforte auf rund 300 m Seehöhe mit einem kräftigeren Nebbiolo-Stil, der im Unterschied zum Barolo als maskulin bezeichnet werden kann. Die Weingärten in Serralunga liegen zwischen 330 und 400 m Seehöhe, sind mehrheitlich kalkgeprägt und haben eine hohe Dichte an bekannten Lagen, darunter 29 Barolo-Crus. Die Weine stehen für einen dicht strukturierten, kernigen und langlebigen Stil. Die Weine aus der Gemeinde La Morra überzeugen durch einen fruchttiefen, eleganteren Stil, der von vielen Piemont-Kennern als feminin bezeichnet wird. Die Weingärten befinden sich zwischen 250 und 400 m Seehöhe. La Morra verfügt über 16 größere Weinberge und steht für komplexe, Castiglione Falletto für kräftige Weine. Einen Aufschwung erleben die Weine aus der Gemeinde Verduno mit der bekanntesten Lage Monvigliero, deren Weine über ein gutes Alterungs-potenzial verfügen. Dennoch liegt bei allen Unterschieden beim Jahrgang 2015 ein gemeinsamer, leicht kandierter Fruchtton über allen Weinen. Sehr verführerisch und bei einigen Kreszenzen fast „drogenhaft“ gut schon in der Jugend.
Der 2016er dagegen repräsentiert die Klassik des Piemont mit Aromatiefe, Konzentration, markantem Säurespiel und enormem Potenzial.
Die Vegetation verlief beinahe idealtypisch. Genug Sonne und Niederschläge zum richtigen Zeitpunkt. Der Herbst und die Zeit vor der Lese waren trocken und von kühlen Nächten begleitet. Die Lese begann Ende September und verlief unter besten Bedingungen ab. Resultat: Physiologisch reife Trauben und homogene Reife in allen Gemeinden ergeben einen großen Jahrgang. 2016 besser als 2010, 2006 oder 1996? Nein und ja. Dieser Jahrgang ist großartig. Er verbindet alle „klassischen“ Elemente –Konzentration, Struktur und hohe Tanninmenge – eines großen Jahrgangs, dazu kommt noch, dass sich die Weine eine Spur runder und zugänglicher als historische große Jahrgänge verkosten, also hedonistischer wirken (nicht abweisend wie die historischen Jahrgänge). Wie in anderen Gebieten – Toskana, Bordeaux oder nördliche Rhône – findet man heute die Phänomene der „perfekten Reife“ und damit einer früheren Antrinkbarkeit.
Barolista, www.barolista.at
Döllerer, www.weinhandelshaus.at, www.doellerer.at
Hauptsache Wein, www.hauptsachewein.at
Kate & Kon, www.kateandkon.com
Kracher Fine Wine, www.finewineshop.com
Morandell, www.morandell.com
Schaeffers, www.schaeffers.at
Johannes Thurnher, www.thurnher-wein.com
VinoVino, www.vinovino.at
Wagner, www.wagnersweinshop.com
Wein & Co, www.weinco.at
WeinhandelWien/Peter Kaindl,www.weinhandelwien.at