
Ein Bilderbuch-Jahrgang
Grüner Veltliner 2019 bedeutet Trinkvergnügen durch und durch – in allen Weinregionen und auf allen Qualitätsstufen.
Text & Verkostung von Willi Balanjuk
Der Jahrgang 2019 begann mit einem sehr warmen Winter. – Bedingungen, die bis in den April andauerten. Die folgende Trockenheit und die hohen Temperaturen ließen erste Befürchtungen für den Jahrgang aufkommen, doch ein sehr kalter und feuchter Mai führte wieder zu einer Normalisierung im Weingarten. Die Blüte verlief daher unter günstigen Bedingungen und sorgte für einen normalen Ertrag. Der Sommer schließlich verlief sehr warm, ohne die extremen Spitzen, denen der Jahrgang 2018 ausgesetzt war. Die kühleren Bedingungen ab September garantierten letztlich eine Aromatik, die den Jahrgang kennzeichnet. Reif, präzise und klar in der Fruchtausprägung – das sind die Marker des großartigen 2019ers. Das kühlere, milde Klima erlaubte zudem eine homogene Ausreifung der Trauben. Die Lese verlief unter beinahe perfekten Bedingungen. Ein großartiger, nahezu perfekter Jahrgang war geboren.
A la Carte hat im Rahmen der Grüner Veltliner Grand Cru Verkostung 653 Weine probiert. Diese wurden in fünf Kategorien eingeteilt.
In der Kategorie Grüner Veltliner fruchtig, leicht wurden 278 Weine eingereicht. Allesamt waren von einer reifen, saftigen Frucht geprägt. Die feinen Nuancen der Weine sind in diesem jugendlichen Stadium noch schwer zu differenzieren, obzwar die Weine vor der Probe sehr lange im Glas stehen gelassen wurden. Das Niveau ist in dieser Kategorie erfreulich und umfasst eine breite Preisspanne. Sie sind bereits gut antrinkbar, werden sich aber erst in den kommenden zwei Jahren perfekt präsentieren.
In der Kategorie Grüner Veltliner 2019, gehaltvoll und Reserve wurden 140 Weine eingereicht, viele davon als Fassprobe. Dabei war die Vielfalt der Interpretationen dieser Rebsorte beeindruckend – Weine mit längerer Maischestandzeit, Vergärung im neutralen Holz, Barrique oder Stahl, spontan oder nicht, und Hefemanagement im Ausbau führen zu einer enormen Bandbreite an großartigen Weinen mit unterschiedlichen Stilen. Die Reifung dieser Weine wird einen wichtigen Beitrag für die Wertigkeit des Grünen Veltliners leisten.
In der Kategorie Grüner Veltliner 2018 wurden 124 Weine eingereicht. Die feinsten Vertreter haben sich nur wenig entwickelt und verfügen immer noch über großartiges Potenzial. Die Unterschiede sind jedoch groß: Den Weinen von Bernhard Ott, der den Jahrgang mit Finesse und Leichtigkeit interpretierte, steht eine Vielzahl von dichten und leicht Gerbstoff zeigenden Weinen gegenüber. Freuen kann man sich über beide Stilistiken.
Anders präsentierte sich die Mehrheit der Weine in der Kategorie Grüner Veltliner 2017 (67 Weine). Die anfänglich gelbfruchtigen Aromen bekommen weitere Nuancen, die Weine werden dadurch komplexer, trinken sich dabei aber balanciert-lebendig. In dieser Kategorie war das Niveau besonders hoch und homogen. Der Jahrgang wird in den kommenden Jahren noch weiter zulegen, erste Vertreter beginnen bereits, sich zu öffnen.
Der herausfordernde Grüne Veltliner 2016 (26 Weine) veranschaulichte wiederum die großartige handwerkliche Arbeit der besten Winzer. Der Jahrgang verfügt über eine lebendige Säurestruktur und manche Weine zeigen bereits erste Reifenoten. 2016 wird ähnlich wie 2008 und 2010 im richtigen Moment ein großartiges Trinkvergnügen vermitteln.
Zusammenfassend kann man feststellen, dass die Grünen Veltliner aus dem Jahrgang 2018 gehaltvoll wirken. Die fruchtbetonten Varianten präsentieren reife, kandierte Aromen. Die gehaltvollen Weine kombinieren diese mit Kräuternoten und Gewürznelken. Das Einstiegsniveau ist im internationalen Vergleich sehr hoch. Die Spitzenweine sind eher rar gesät. Im Vergleich dazu bieten die Jahrgänge 2017, 2016 und 2015 auf breiter Front Top-Qualitäten.
Grüner Veltliner 2019 leicht, fruchtig
Grüner Veltliner 2016 gehaltvoll
Grüner Veltliner 2017 gehaltvoll