
Lasst uns froh und munter sein!
Also: Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels – und wer weiß schon, wie es beim Erscheinen sein wird – ist Joe Biden der nächste US-Präsident, gilt für Karl-Heinz Grasser die Unschuldsvermutung und Rapid nimmt an der Europa League teil.
Text von Florian Scheuba & Thomas Maurer
Und, ah ja, Corona-Lockdown ist auch gerade einmal wieder. Gut möglich also, dass nicht nur die traditionell exzessiven, nur notdürftig als „Betriebsweihnachtsfeier“ getarnten Wintersonnwend-Bacchanalien heuer komplett ausfallen, sondern auch, angesichts geschlossener Lokale, das beliebte Richtig-fein-essen-Gehen zur Feier des Erlösergeburtstags.
Wir möchten daher vor dieser Corona-Weihnacht Mut machen und zu diesem Zweck Anleihen bei Leopold Figls berühmter Nachkriegs-Weihnachtsansprache nehmen:
Liebe A la Carte-Leser! Wir können euch heuer zu Weihnachten nichts geben. Keine Kerzen am Restauranttisch, kein Stück Brot zum Gedeck, kein Kaviar-Menü zum Weihnachtsgeld-Verheizen, kein Glas zum Einschenken. Wir können euch nur bitten: Glaubt daran, dass uns das auch auf den Zeiger geht.
Und weil geteiltes Leid zwar keineswegs halbes Leid, immerhin aber geteiltes Leid ist, haben wir einige bekannte Österreicher gebeten, uns ihre persönlichen Corona-Weihnachts-Promi-Tipps zu verraten:
Sebastian Kurz: Liebe Österreicherinnen und Österreicher, aber auch alle jene im Land Aufhältigen, die mir ausreichend dankbar sind, dass sie das dürfen. Ich sehe ein Licht am Ende des Tunnels. Vielleicht ist es der Stern von Bethlehem, es könnte aber auch die Notbeleuchtung im Club meines lieben Freundes Martin Ho sein. Der wird uns am Weihnachtstag mit seinem Lieblingsrezept Schneenockerln mit Grenadiermarschierpulver verwöhnen. Selbstverständlich werden wir noch vor 20 Uhr wieder nach Hause gehen. Nicht nur wegen der Ausgangssperre, sondern auch, weil der Martin um diese Zeit schon heidi machen muss.“
Werner Kogler: „Meine sehr geehrten Damen und Herren, anschließend an die Worte des Bundeskanzlers möchte ich darlegen und festhalten und schon auch ein bisserl an alle appellieren, dass in dieser speziellen Situation – und da brauch ma jetzt nicht groß herumdefinieren oder, äh, sonst was –, jedenfalls möchte ich die Bevölkerung darauf hinweisen, dass man im Fall des Falles jederzeit auch schon vorm offiziellen Christbaum-Abräumen die Windringerln und die Schokoschirme – sag ma’s auf gut Steirisch – abifressen kann, wobei, und diesen Einschub müssen S’ mir schon erlauben: Ich selber mag ja die Likörflascherln am liabstn.“
Kruder und Dorfmeister: Völlig unabhängig von der aktuellen Corona-Lage haben wir schon im November beschlossen, unsere neuerliche Zusammenarbeit am Ste-pha-ni-tag mit ein paar aufgewärmten Konserven aus den Neunzigerjahren zu feiern.
Wolfgang Sobotka: „Ich habe mir rechtzeitig aus dem Selbstbedienungsrestaurant Anfütterungsstelle im Novomatic Forum eine Suppe besorgt, die ich mir zuvor selbst eingebrockt habe. Aber wenn es jetzt ums Auslöffeln geht, lasse ich euch allen gerne den Vortritt.“
Wolfgang Fellner: „Nachdem wir unterm Jahr ja in unserem Haus ohnehin eine Ente nach der anderen servieren, haben wir uns für unser traditionelles Kult-Menü, über das ganz Österreich spricht, einen Geheimplan einfallen lassen, den wir exklusiv veröffentlichen: Zum Auftakt gibt’s eine zünftige Blutsuppe mit Knochensplittern, zwischendurch ein kleines Ragout von Satzteilen und Interpunktionen, als Hauptgang einen gratinierten Grubenhund und zum festlichen Abschluss eine fluffige Luftmeldung auf handwarmen Regierungsinseraten.
Karl Nehammer: „Leider hab ich vergessen, das Backrohr aufzudrehen, nachdem ich die Gans reingetan hab. Das ist aber dem Kickl seine Schuld. Weiters war ich wegen der Alma Zadic´ nicht einkaufen und hab jetzt außer der Neonweiß-Bleaching-Zahnpasta nix Essbares im Haus. Dass kein Christbaum da ist, das liegt am Kreisky, dem alten Schuldenbeutel. Und ja, es gab eine Warnung des slowakischen Geheimdienstes, der zufolge um den 24. Dezember mit Weihnachten zu rechnen wäre, diese hat uns aber erst morgen erreicht.“
Toni Faber: „Da in diesem Advent praktisch keine Society-Event-Buffets ausgerichtet wurden, habe ich ihn als eine wahrlich stille Zeit erlebt. Aber unser Heiland musste ja auch sehr viel leiden.“